Die achte Jahrgangsstufe ist an der Marienschule immer schon mit den so genannten „Tagen der Orientierung“ verbunden. Früher fuhren die Klassen hierfür nach Vallendar, seit einigen Jahren geht es in den Westerwald, in den Neun-Seelen-Ort Kirchähr. Dort steht eine großräumige Jugendbegegnungsstätte, der katholischen Kirche, das „Karlsheim“, die von der Schule für diese Zeit angemietet wird. Daran gebunden ist ein Programm, das in den Händen der CrossOver-Jugendkirche in Limburg liegt. Diese stellt die Teamer, die mit den einzelnen Klassen in einer Art Bausteinprogramm Dinge besprechen, die Jugendliche in diesem Alter beschäftigen.
Wochenlange Vorarbeit
Aber so weit war es noch lange nicht, denn bevor es losgehen konnte, stellten sich viele Fragen: Was sind denn das für Zimmer? Was machen wir dort? Und vor allem: Welche Hygienevorschriften müssen beachtet werden, damit man mitfahren kann und was passiert, wenn während der drei Tage jemand an Covid erkrankt? Gerade die letzten Fragen waren selbst für erfahrene Klassenlehrer:innen ungewohnt, sodass es einiger Nachfragen bei Frau Trost, dem Bindeglied der Marienschule und CrossOver, bedurfte. Denn in den Tagen vor der Fahrt tauchten immer mehr Sonderfälle auf, die von CrossOver vorab gar nicht behandelt worden waren, die aber dringend geklärt werden mussten. Allgemein galt eine vorherige Testung, Anreise mit einem externen Test sowie tägliche Testung vor Ort. Was aber war mit kurzfristig Genesenen oder sich vorsorglich in Quarantäne befindlichen Schüler:innen? Zum Glück konnte alles rechtzeitig geklärt werden, sodass einer gelungenen Fahrt nichts mehr im Weg stand.
Die sechs Klassen wurden vorab auf zwei Termine verteilt, sodass die Klassen 8a bis 8c von montags bis mittwochs, die Klassen 8d bis 8f von mittwochs bis freitags nach Kirchähr reisen konnten. Nachdem den Klassen auch ein paar Tage vor der Abreise die endgültigen Zimmer, die uns zur Verfügung gestellt wurden, mitgeteilt worden waren, war auch diese Unsicherheit genommen und das Freudepegel stieg stetig an. Dann ging es endlich los und schon nach dem Einsteigen in den Bus kam die typische Klassenfahrt-Atmosphäre auf: Irgendjemand hatte immer eine Box dabei, aus der Musik schallte, die großflächig mitgesungen wurde. (Udo Jürgens‘ „Griechischer Wein“ erreichte meine Ohren zum Glück erst am Abend, man gönnt sich ja sonst nichts.) Nach der Ankunft gab es dann in der zur Begegnungsstätte dazugehörenden Kapelle eine kurze Einweisung des Hausvaters, woraufhin die Zimmer bezogen werden konnten.
Spiele, Sonne, gutes Essen
Während die Lehrkräfte irgendwo in der Sonne „geparkt“ wurden, die Schüler:innen sollten sich ohne das Gefühl von Kontrolle und Benotung bewegen und äußern können, lernten die Gruppen zunächst ihre Teamer:innen kennen, um danach an verschiedenen Punkten zu den Themen Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie Mobbing zu arbeiten. Unterbrochen wurden diese Arbeitsphasen immer wieder von Gruppenspielen und nicht zu vergessen von Freizeit, die, da das Wetter in dieser Woche bestens war, auf den weiten Wiesenflächen rund ums Haus genossen werden konnten. Hier wurde dann entweder gekickt, eine Runde Werwolf gepielt oder einfach nur geredet und gelacht. Jede:r nach seiner Fasson, alleine, gruppenweise und auch klassenübergreifend.
Endlich gab es wieder ein Leben ohne Schulgong, jedoch nicht ohne Taktung, denn die Essenszeiten des Hauses sorgten für einen strukturierten Tagesablauf. Gegessen wurde drei Mal am Tag, wegen der Hygienevorschriften in zwei Abteilungen. Was einigen erfahrenen Kirchähr-Fahrer:innen schon klar war, genossen diejenigen, die zum ersten Mal im Karlsheim waren, spontan: das gute, reichhaltige und abwechslungsreiche Essen, was in keiner Weise an die übliche Jugendherbergsküche erinnerte. So konnte es nach einer jeden Mahlzeit gut genährt weitergehen.
Viel zu schnell war die Zeit vorbei und so hieß es bald schon: „Betten abziehen, Zimmer kehren und Müll heruntertragen.“ Dann ein letzter Blick auf die Gebäude, Wiesen und Wälder und schon fuhren uns die Busse zurück nach Limburg mit der Hoffnung, dass die kommenden Jahrgänge die Tage der Orientierung wieder regelmäßig genießen können.